Spielklassenreform bewegt die Handballer

  30.03.2019    Handball Männer Männer 1 Männer 2 Frauen Frauen 1
Der Verband entscheidet an diesem Samstag über Änderung der Struktur in Württemberg - Eingleisige Topliga soll entstehen.

Wie soll sich die Struktur verändern?

Bei den Männern und Frauen sollen die Württembergliga Nord und Süd zu einer eingleisigen Topliga des Verbands zusammengeführt werden. Sie heißt weiterhin Württembergliga – aus Gleichheitsgründen innerhalb Baden-Württembergs, wo es auch eine Baden- und Südbadenliga gibt. Zwischen dieser eingleisigen Württembergliga und den Landesligen ist eine zweigleisige Verbandsliga vorgesehen. Der Plan sieht vor, dass aus drei Landesligen vier werden. Beschlossen werden soll das Vorhaben auf der Präsidiumssitzung am 30. März in Hildrizhausen. Die Reform soll ab der Saison 2020/21 greifen.

Was soll die Reform bezwecken?

Der Auslöser war der Wunsch im Präsidium, die Relegationen zu vereinfachen. Mit der alten Pyramide funktioniert dies nicht. Es gibt vor allem Schwierigkeiten, weil unter den zwei Württembergligen drei Landesligen kommen und dann acht Bezirksligen. Relegationsspiele können erst angesetzt werden, nachdem klar ist, welche Absteiger welcher Liga zugeordnet werden. Durch die neue 1-2-4-8-Struktur mit einer Württembergliga, zwei Verbandsligen, vier Landesligen und weiterhin acht Bezirksligen mit zwischen zehn und 14 Mannschaften soll die Zuordnung planbarer und einfacher werden. Im Idealfall könnte es gar keine Relegation mehr geben.

War die Relegation der einzige Grund für die Veränderungen?

Nein, der Verband will dadurch auch auf den zunehmenden Schiedsrichtermangel reagieren. Nach dem neuen Modell gäbe es 104 Spiele bei den Männern und 88 Spiele bei den Frauen pro Saison weniger. Das hilft zwar nicht bei der Gewinnung neuer Schiedsrichter, entspannt aber die Situation. „Das ist ein positiver Nebeneffekt“, sagt HVW-Verbandsmanager Thomas Dieterich. Denn in den vergangenen drei Jahren hat der HVW über 670 Unparteiische verloren. In der laufenden Saison haben noch 1159 Schiedsrichter eine gültige Lizenz.

Wurden die Vereine bei der Entwicklung der neuen Struktur einbezogen?

Ja. Laut Angaben des HVW wurde das Modell bereits Ende August 2018 fertiggestellt. Zwischen September und Ende November sei das Konzept allen 370 Mitgliedsvereinen vorgestellt worden. Nach Rückmeldungen aus den Vereinen wurde der Vorschlag noch mal überarbeitet.

Wer würde sich für die neue Württembergliga qualifizieren?

Das ist noch offen, da zunächst das Ergebnis der Strukturreform an diesem Samstag abgewartet wird. Zudem ist erst im Mai klar, wie viele Teams in welcher Liga spielen. Erst danach werden die Auf- und Abstiegsregelung fixiert.

Gibt es Einwände gegen die Reform?

Ja. Die geplante Reform bewegt die Handballer. Einwände kommen hauptsächlich aus dem Bezirk EsslingenTeck. Das verwundert nicht, denn der Bezirk ist gleich mit elf Teams in der Württembergliga vertreten und wäre stark von der Einführung einer eingleisigen Liga betroffen. Der Bezirk hat beim HVW zwei Anträge gestellt: Der eine sieht eine Modifizierung der geplanten Strukturreform vor, der andere fordert eine Verschiebung der Reform, und zwar bis zu einem Zeitpunkt, an dem auch der Deutsche Handball-Bund (DHB) seine geplante Reform durchführt. Bei dieser geht es um eine Reduzierung der 22 Landesverbände auf zwölf, DHB-Chef Andreas Michelmann hält sogar nur acht Landesverbände für optimal. Ein Thema wäre dann auch ein baden-württembergischer Verband statt aktuell dreier Landesverbände im Bundesland.

Was sind die Hauptbedenken?

Die teilweise angedachte Staffelgröße von nur zehn Teams in der Landesliga mit nur neun Heimspielen missfällt einigen Vereinen. Sie befürchten finanzielle Einbußen und ein Sinken der Attraktivität. Zudem befürchten die Clubs längere statt kürzere Reisen zu Auswärtsspielen. Michael Roll, Vorsitzender des Verbandsausschusses Spieltechnik, hält entgegen: „Die Zusammensetzung der Staffeln wird immer nach regionalen und verkehrstechnischen Gesichtspunkten vorgenommen, bei mehr Teams werden die Wege durchschnittlich kleiner, und die Spieltechnik wird wie bisher auch versuchen, die Staffeln kompakt zu halten.“ Dass die Vereine in der höchsten Liga des Verbands durch das gesamte Verbandsgebiet fahren, sei bundesweit üblich.

erstellt von Jürgen Frey von den Stuttgarter Nachrichten