Heimsieg trotz acht Toren Rückstand – 35:33

  15.10.2018    Handball Männer Männer 1
Dem TSV Schmiden unterläuft in der Württemberg-Liga gegen die SG Schozach-Bottwartal eine sehr schwache erste Hälfte, ehe sich die Gastgeber steigern und in einem überdurchschnittlich guten zweiten Durchgang zu 23 Treffern kommen.

Die Mehrheit der rund 150 Zuschauer in der Schmidener Sporthalle hat ihre Sitzplätze am Samstagabend vorzeitig verlassen. Allerdings nicht, um sich schon vor dem Ende der Begegnung in der Württemberg-Liga zwischen den Handballern des TSV Schmiden und der SG Schozach-Bottwartal zu verabschieden – was infolge des ersten Spielabschnitts durchaus nachvollziehbar gewesen wäre. Nachdem sich die Gastgeber vor der Pause zu zwölf Toren gequält hatten und beim Seitenwechsel mit 12:19 zurücklagen, zelebrierten sie im zweiten Durchgang 23 Treffer, was zu einem 35:33-Sieg und Ovationen der Anhänger führte. „In der zweiten Hälfte haben wir richtig gut gearbeitet. Wo die Jungs jedoch am Anfang mit dem Kopf waren, weiß ich nicht, vielleicht schon auf dem Fellbacher Herbst“, sagte der Trainer Henning Fröschle.

So verzückte Simon Junker die Beobachter, als er knapp vier Spielminuten vor Schluss zu einem weiteren Solo ansetzte. Zunächst düpierte er seinen Gegenspieler mit einer Körpertäuschung. Dann ließ er den Ball noch einmal auf den Boden springen, um das Reglement zu beachten, nahm ihn abermals auf und hob ihn im Sprung gefühlvoll über den Torwart Philip Hämmerling hinweg zum 33:30. Der Schmidener Kapitän glänzte in der zweiten Hälfte jedoch nicht nur mit fünf erfolgreichen Würfen, sondern auch als Vorbereiter.

Was gegen Ende mitunter mühelos anmutete, bereitete dem 26-Jährigen und seinen Mitstreitern zu Beginn große Schwierigkeiten. Gegen die offensive Defensive der SG Schozach-Bottwartal fanden die Gastgeber kaum Lösungsansätze. Ihnen fehlten Bewegung und Tempo, häufig endeten die Versuche in Einzelaktionen. In der Abwehr vermieden sie derweil intensiven Körperkontakt, gewährten ihren Konkurrenten Freiräume und in nahezu jedem Angriff ein Erfolgserlebnis. „In der ersten Hälfte haben wir keine Einstellung gehabt“, sagte Simon Junker, der sich deshalb mit seinen Teamgefährten beim Pausensprudel eine deutliche Ansprache von Henning Fröschle anhören musste. „Es zeichnet die Mannschaft aber aus, dass der Trainer etwas sagt und sie es umsetzt.“

Beim Gastspiel in Oberstenfeld Anfang Oktober hatten die Schmidener einem ersten schwachen Abschnitt noch einen zweiten hinzugefügt, waren deshalb über 24 Tore nicht hinaus- und um eine 24:29-Niederlage nicht herumgekommen. Ihnen fehlt nach einem Viertel der Saison noch die Konstanz, ihr höchstes Leistungsniveau über weite Strecken der 60 Spielminuten abzurufen. Nichtsdestotrotz hat das TSV-Ensemble fünf der ersten sieben Begegnungen für sich entschieden und belegt damit den dritten Tabellenplatz.

Am Samstagabend war für den Erfolg ein überdurchschnittlicher zweiter Durchgang nötig. In der Defensive packten die Schmidener Handballer energisch zu, der Torwart Jan David lenkte den Ball sechsmal entscheidend ab. Vor der Pause hatten er und Maximilian Baldreich insgesamt nur dreimal pariert. In der 45. Minute eroberte dann Christoph Acker die klebrige Kugel, über Christian Müller landete sie bei Nico Freyhofer, der den 24:24-Ausgleich erzielte – nach einem 12:20-Rückstand. „Es ist erstaunlich, was die anderen Jungs gezeigt haben. Ein großes Kompliment an Christoph, Nico oder auch Sebastian Stump“, sagte Henning Fröschle, der in den letzten 20 Spielminuten verletzungsbedingt auf den Ideengeber Moritz Klenk und nach einer Roten Karte (52.) auch auf den Kreisläufer Jan Hellerich verzichten musste.

Beeindrucken ließen sich die Gastgeber von diesen Ausfällen nicht mehr. Zu emotional war ihre Körpersprache, zu stark ihr Selbstvertrauen bereits gestiegen. Nach dem oftmals verhaltenen Jubel über die zwölf Tore in der ersten Hälfte zelebrierten sie die 23 Treffer nach Wiederbeginn und genossen anschließend die Ovationen.

TSV Schmiden: David, Maximilian Baldreich – Hellerich (7/2), Junker (6), Büchte (5/1), Moritz Klenk (4), Stump (3), Müller (3), Fabian Baldreich (3), Acker (2), Freyhofer (2), Fischer, Paul Klenk, Krauß.

erstellt von Dominique Wehrle von der Fellbacher Zeitung