Ein Wunschkonzert wird es nicht mehr geben
Das Votum beim erstmals virtuell abgehaltenen Verbandstag des Handballverbands Württemberg (HVW) am Samstag war eindeutig. Mit 98 Ja-Stimmen, bei 15-mal Nein und neun Enthaltungen, fand im Dringlichkeitsantrag des Verbandspräsidiums dessen präferierter Weg eine klare Mehrheit. Demnach wird aufgrund der Coronavirus-Pandemie bei den Männern und Frauen die Hinrunde, die im Normalfall noch bis in den Januar liefe, ersatzlos gestrichen. Allerdings bleiben die Ergebnisse der im Oktober noch vor dem partiellen Lockdown absolvierten ersten drei Spieltage in der Wertung. Basierend darauf, soll am Ende jeder gegen jeden einmal angetreten sein. Für alle weiteren Begegnungen gilt der ursprüngliche Rückrunden-Spielplan – mit Beginn am ersten Februar-Wochenende.
Sollte der Re-Start wider aller Hoffnungen nicht zum geplanten Zeitpunkt erfolgen können, werde die Runde entsprechend verlängert – bis maximal 27. Juni und eventuell mit englischen Wochen. „Wir haben einen zeitlichen Puffer, der aber nicht unendlich groß ist“, sagt der Verbandsmanager Thomas Dieterich. Zumal man den Teams eine Vorbereitungszeit von zwei bis drei Wochen vor dem ersten Spiel 2021 zugesteht. „Wir werden niemanden ohne Training in den Spielbetrieb schicken“, sagt Thomas Dieterich.
Gut möglich auch, und das ist der Worst Case, dass die Runde annulliert und mit der gleichen Ligen- und Staffeleinteilung in die Saison 2021/2022 gestartet wird. Mögliches Problem: Sollte in der übergeordneten dritten Liga und auch in der Baden-Württemberg-Oberliga, die nicht mehr zum alleinigen Zuständigkeitsbereich des HVW gehören, die Saison regelkonform zu Ende gespielt werden, wird es außer Aufsteigern auch Absteiger geben. „Die müssen wir dann irgendwie in unsere Ligen integrieren, ohne dass die auf Dauer zu groß werden“, sagt Thomas Dieterich. Wie es in der Baden-Württemberg-Oberliga – auch im Jugendspielbetrieb – weitergehen wird, besprechen die Verantwortlichen der drei Landesverbände noch in dieser Woche.
Fakt indes ist: Sollte die Saison im HVW bei einer Inzidenzzahl von unter 50 fortgesetzt werden, dann sind die Mannschaften auch verpflichtet zu spielen. „Ein Wunschkonzert wie im Oktober wird es nicht mehr geben“, sagt Thomas Dieterich. Dass das Jahr ein verlorenes ist, sei derweil längst allen klar. „Wir müssen jetzt einfach noch das Beste daraus machen“, sagt der Verbandsmanager.
Was die Jugend betrifft, wurde am Verbandstag das Aus der Saison beschlossen. Der Hintergrund ist ein zeitliches Problem. Denn beim Nachwuchs beginnen nach Ostern bereits die Qualifikationsrunden fürs nächste Spieljahr. Jene haben Priorität, nachdem sie zuletzt dem ersten Corona-Lockdown des Kalenderjahrs zum Opfer gefallen waren und die momentanen Staffeleinteilungen, die der Verband außerhalb des Spielfeldes beschlossen hat, mitunter auch heftig kritisiert wurden. Freigestellt ist es den beteiligten Teams, wenn denn Handball wieder erlaubt ist, die nicht mehr Wettbewerbsrelevanten Partien von Januar bis März als Freundschaftsspiele auszutragen.
„Der Gesamtbeschluss ist für den HVW und für alle Handballer eine gute Sache“, sagt Klaus Hinderer, der Vorsitzende des Bezirks Rems-Stuttgart. Alle Beteiligten hätten nun eine Perspektive, auch wenn die Durchsetzung des Beschlusses von der Politik und der weiteren Entwicklung der Pandemie abhängt. „Es ist wichtig, dass schnell wieder Bewegung in die Sportart Handball kommt“, sagt Klaus Hinderer, der wie viele nicht ausschließt, dass der Schwund an Jugendhandballern sonst zu groß werden könnte. Auf dem Verbandstag sei deshalb auch diskutiert worden, wie man den Nachwuchs bei der Stange halten könne. Mit dem Ergebnis, dass es nur ganz wenige Möglichkeiten gibt.
Außer dem Dringlichkeitsantrag standen beim Verbandstag unter anderem auch Wahlen auf der Tagesordnung. Dabei wurde der HVW-Präsident Hans Artschwager aus Hildrizhausen für drei weitere Jahre in seine bereits fünfte Amtszeit gewählt. Auch ansonsten ist an der Spitze Kontinuität angesagt: Hans Artschwagers Präsidiumskollegen erhielten ebenfalls die Bestätigung. Im Vorsitz des Ausschusses für Jugend, Schule und Bildung hatte es bereits im Februar einen Wechsel gegeben. Dort ersetzte Michael Daiber (Böblingen) Edwin Gahai (Oberstenfeld).
erstellt von Susanne Degel von der Fellbacher Zeitung