Ein bisschen zurückhaltend nach vorn kommen

  23.11.2017    Handball Männer Männer 2
Christian Schüle leitet seit dieser Saison die Schmidener Zweitvertretung in der Landesliga an.

Den Vergleich mit Felix Magath will Christian Schüle lieber vermeiden. Anstatt den Wagen mit den Medizinbällen zieht er nach kurzer Überlegung doch jenen mit den deutlich kleineren und leichteren Kugeln in die Sporthalle. Zwar legt auch der 45-Jährige bei seinen Spielern Wert auf eine gewisse Fitness, allerdings verfolgt er dieses Ziel ein bisschen weniger akribisch als der ehemalige Trainer des VfB Stuttgart, der mit dem FC Bayern München und dem VfL Wolfsburg einst die deutsche Meisterschaft gewann und mittlerweile die Profis des chinesischen Erstligisten Shandong Luneng nicht nur über das Fußballfeld scheucht. Christian Schüle bevorzugt es derweil, die Akteure seiner Mannschaft zu den Handbällen greifen zu lassen. Seit dieser Saison leitet er das zweite Team des TSV Schmiden in der Landesliga an. „Nach vier erfolgreichen Jahren bei der SG Schorndorf wollte ich eine Veränderung und eigentlich eine Pause machen“, sagt der Nachfolger von Andreas Nigl und Gregor Schäfer.

Die sportliche Leitung um Wolfgang Bürkle und Sebastian Stump, der in dieser Runde schon im ersten und zweiten TSV-Team auflief und Christian Schüle bereits aus gemeinsamen Schorndorfer Zeiten kennt, hatte den passionierten Ausdauersportler dann allerdings recht schnell davon überzeugt, die Erholungsphase zugunsten eines Engagements in Schmiden zu verschieben. Dabei leitet er erstmals eine Zweitvertretung an. „Allzu groß sind die Unterschiede nicht, aber vorher standen die Mannschaften stärker im Fokus“, sagt der zweifache Familienvater. Bei den SF Schwaikheim, seinem Heimatclub, hatte er einst mit 29 Jahren die Verantwortung für die besten Handballer des Vereins in der Württemberg-Liga übernommen. Auch die Akteure der SV Remshalden brachte er später voran, ehe er zuletzt die SG Schorndorf in der Landesliga zunächst vor dem Abstieg bewahrte und sie in diesem Jahr auf den dritten Tabellenplatz führte.

Etwas weniger stark im Blickfeld stimmt sich der Übungsleiter nun regelmäßig mit Henning Fröschle ab, seinem Pendant im ersten Schmidener Verbund. Schließlich dürfen die jungen Akteure unter 21 Jahren um Fabian Baldreich, Moritz Klenk, Jan Hellerich, Fabian Engelhart und Lars Crone ihr Können ohne Einschränkungen in beiden Mannschaften präsentieren. „Dass einige aufgrund früherer Einsätze eine enge Bindung zum zweiten Team haben, ist ein echter Vorteil, das stärkt den Zusammenhalt. Davon profitiert jeder – bis auf den Gegner“, sagt Christian Schüle und lacht. Generell sieht er aber auch ohne unterstützende Kräfte aus der ersten Mannschaft genug Potenzial im Kader, um den Klassenverbleib in der Landesliga und die damit verbundene Planungssicherheit möglichst frühzeitig zu erreichen.

Zu Saisonbeginn hatten die Schmidener noch große Schwierigkeiten, in den ersten vier Spielen blieben sie ohne Punktgewinn. Nach und nach jedoch drängten überzeugende Aktionen die Schwächephasen zurück. Mittlerweile hat das Team neun Punkte gesammelt und sich auf den achten Tabellenplatz verbessert. Allzu große Euphorie will der B-Lizenz-Inhaber allerdings nicht aufkommen lassen. „Wir sind noch nicht gefestigt. Bei Unwägbarkeiten gerät unser Gebilde noch schnell aus dem Gleichgewicht“, sagt Christian Schüle, der das Gesehene stets lieber etwas zurückhaltender bewertet und die Ansatzpunkte für Verbesserungen hervorhebt. Längerfristig strebt der Bankangestellte, der täglich von seinem Wohnort in Kleinheppach nach Stuttgart pendelt, mit der Schmidener Zweitvertretung – ebenso wie zuletzt mit der SG Schorndorf – einen Platz unter den besten Mannschaften der Liga an. Dabei will er die Spieler auch „fit machen für Einsätze im ersten Team“ – wobei er nicht unbedingt zu den Medizinbällen greift.

erstellt von Dominique Wehrle von der Fellbacher Zeitung