Die Saison ist vorzeitig beendet
Marc Krammer hat für die Handballer des TSV Schmiden seit Saisonbeginn im Oktober des vergangenen Jahres genau zwei Spiele in der Baden-Württemberg-Oberliga absolviert. Nach einer überzeugenden Vorstellung beim 27:27-Unentschieden zum Rundenauftakt gegen die Gäste des TuS Steißlingen stand der Tormann eine Woche später bei der 23:31-Auswärtsniederlage gegen das Team der TSG Söflingen nicht mehr ganz so lange auf dem Feld. Marc Dürr versuchte sich nach der Pause vermehrt vor den Pfosten. Für Marc Krammer war der Auftritt in Söflingen vor fast genau vier Monaten zugleich seine finale Vorstellung für den TSV Schmiden. Das hat zwei Gründe: Nach den Beschlüssen der Bundesregierung vom Mittwochabend haben die Handballverbände reagiert und umgehend die Spielzeit 2020/2021 beendet. Sie wird nicht gewertet, es gibt keine sportlichen Aufsteiger oder Absteiger. Doch auch in der nächsten Runde wird Marc Krammer nicht mehr für die Schmidener Handballer auflaufen. Er hat jüngst seinen Wechsel zum Ligakonkurrenten TSV Weinsberg bekannt gegeben. Der 30-Jährige war erst zum Start der nun vorzeitig abgeschlossenen Saison vom SV Fellbach nach Schmiden gewechselt.
Sven Zeidler, beim TSV Schmiden für die sportlichen Belange der Frauen und interimsweise auch der Männer verantwortlich, ist nun auf der Suche nach einem Nachfolger, der „uns auf dieser Position verstärkt und den jungen Marc Dürr in seiner Entwicklung unterstützt“.
Der stellvertretende Abteilungsleiter Markus Engelhart ist froh über die Entscheidung, die Saison zu annullieren, sagt aber auch: „Ich hätte mir vom Verband gewünscht, dass er unabhängig von politischen Entscheidungen frühzeitig an die Gesundheit der Spieler denkt und die Saison beendet.“ Bis kürzlich war der Plan, die Runde spätestens Mitte März wieder aufzunehmen, wenn die Mannschaften zuvor mindestens drei Wochen trainieren können. Das alles ist nun hinfällig. Sowohl die Mannschaft des TSV Schmiden als auch der Verbund des SV Fellbach werden nach Lage der Dinge im September erneut in der Baden-Württemberg-Oberliga antreten. Dann mit einem Konkurrenten weniger, denn die Verantwortlichen der Neckarsulmer SportUnion hatten ihr Team aus finanziellen Gründen frühzeitig zurückgezogen.
Für den Fellbacher Abteilungsleiter Dieter Pfeil kommt die Nachricht zum Saisonende auch nicht überraschend: „Aus sportlicher Sicht ist das die absolut richtige Entscheidung.“ Dennoch hadert er mit der aktuellen Situation. „Im Verein ärgern wir uns massiv über die Politik, die den Sport in dieser Situation überhaupt nicht wahrnimmt“, sagt Dieter Pfeil, der auf eine Online-Konferenz mit dem Tübinger Professor Ansgar Thiel verweist. Dieser hat bei der Veranstaltung am Mittwochabend zum Thema „Fataler Gesundheitsschutz durch Sportverbote? Zum Umgang mit Sport und Bewegung in Corona-Zeiten“ gesprochen.
Die Mannschaft des SV Fellbach um den Spielmacher Moritz Schäfer beendet diese Saison als Tabellenführer in der vierthöchsten deutschen Spielklasse. Selbstverständlich ist dieser Abschluss wertlos, denn der Stand wird annulliert; im September geht es wieder bei Null los. Dennoch hat das Team eine beachtliche Wandlung vollzogen. Als Aufsteiger vom hoffnungslosen Abstiegskandidaten, der wohl nur aufgrund des Saisonabbruchs im April des vergangenen Jahres die Aufenthaltsverlängerung zugesprochen bekommen hat, zu einem konkurrenzfähigen Verbund, der die ersten drei – und einzigen – Saisonspiele im Oktober vor dem zweiten Lockdown gewinnen konnte.
Zwei Spielklassen tiefer haben sich die Handballer des TV Oeffingen auf den Start in der Verbandsliga gefreut. Noch nie hatte ein Oeffinger Team so hochklassig gespielt. Ein Sieg und eine Niederlage haben sich in der Tabelle wiedergefunden, nun werden auch hier erst in mehr als einem halben Jahr Ergebnisse dazukommen. Der Abteilungsleiter Christoph Keller ist froh, dass jetzt der Saisonabbruch entschieden wurde: „Das ist für uns aus sportlicher und aus finanzieller Sicht besser. Wir machen das alle als Hobby, da wären die Bedenken ob der Gesundheit der Spieler zu groß gewesen.“
Für Sven Zeidler ist das Hobby Handball zurzeit mit Mehraufwand verbunden. Weil die Abteilungsleitung nach dem Abgang von Sebastian Stump im Sommer 2020 noch auf der Suche nach einem Sportlichen Leiter ist, hilft der Mann für die Frauen bei den Männern aus. Seine primäre Aufgabe: einen Tormann finden. Die Handball-Saison ist nun zwar beendet, die Arbeit für die Verantwortlichen in Schmiden geht jedoch weiter.
erstellt von Maximilian Hamm von der Fellbacher Zeitung