Die Köpfe lähmen die Beine

  20.01.2020    TSV Schmiden Handball Männer Männer 1
Die Mannschaft des TSV Schmiden verliert das Spitzenspiel in der Württemberg-Liga beim VfL Waiblingen nach einer schwachen Vorstellung mit 24:32 und muss den Gegner in der Tabelle vorbeiziehen lassen.

Oben, im kleinen Raum in der Waiblinger Rundsporthalle, übten die Teilnehmer der kleinen Trainingsgruppe sich am Freitagabend hinter Glas in Selbstverteidigung. Unten, auf dem Spielfeld, trafen sich die Handballer des VfL Waiblingen und des TSV Schmiden zum Spitzenspiel in der Württemberg-Liga. Es ging um die Tabellenführung in der fünfthöchsten deutschen Spielklasse, doch diese Konstellation allein und auch die Brisanz in diesem Nachbarschaftsduell genügten nicht, um den Erwartungen an diese Begegnung gerecht zu werden. Die 350 Zuschauer sahen ein durchschnittliches Spiel ohne Höhepunkte, das die gastgebende Mannschaft des VfL Waiblingen problemlos mit 32:24 (16:11) gewann; das Team um den Trainer Tim Baumgart übernahm damit die Tabellenführung. Einige Zuschauer fanden das Geschehen auf dem Spielfeld nach der Pause so langweilig, dass sie ihren Blick nach oben richteten und sich ob der seltsam anmutenden Bewegungsabläufe der Kampfsportgruppe amüsierten. Überhaupt nicht amüsiert war der Schmidener Trainer Slavko Pustoslemsek, der sich nach dem Spiel in der Verantwortung sah: „Wir haben enttäuscht. Ich hatte es nicht geschafft, unseren Spielern die nötige Lockerheit zu geben. Die Köpfe haben zu viel gearbeitet, die Beine waren wie gelähmt.“

Das Hinspiel gleich zu Beginn der Saison hatten die Handballer des TSV Schmiden noch mit 26:24 gewonnen, doch das Verbands-Sportgericht annullierte dieses Ergebnis, nachdem die Verantwortlichen des VfL Waiblingen Einspruch gegen die Wertung eingelegt hatten. Der Grund: ein spielentscheidender Regelverstoß der Schiedsrichter. Das Wiederholungsspiel soll nun am 14. Februar in Schmiden stattfinden. Diese Vorgeschichte hatte für das Rückspiel zusätzliche Spannung versprochen, doch diese war bereits zur Pause so gut wie dahin. Die Gastgeber waren offensichtlich gut vorbereitet, sie kannten die Spielsysteme des Gegners und standen robust in der Abwehr. Und vorn setzten sie die Vorgaben ihres Trainers Tim Baumgart um, sie brachten ihre Mitspieler immer wieder in gute Wurfpositionen und waren treffsicher. Ganz anders die Gäste aus Schmiden. „Wir waren zögerlich und haben ängstlich verteidigt, und vorn war viel zu wenig Bewegung“, sagte Slavko Pustoslemsek. Zwar kamen sie kurz nach der Halbzeit bis auf drei Tore heran (14:17), doch nach vier schnellen Treffern des ehemaligen Schmideners Sascha Laurenz war die – ohnehin schon moderate – Gegenwehr der TSV-Akteure ganz gebrochen.

Ungewohnt viele Fehlwürfe prägten die Angriffsbemühungen von Lukas Lehmkühler, Moritz Klenk oder auch Marco Kolotuschkin. Matthias Fischer kam am Ende zwar auf acht Treffer und war damit der beste Werfer seines Teams, doch auch er scheiterte oftmals im Abschluss. „Wir haben gegen den Topfavoriten der Liga ein Spiel verloren, wir dürfen das jetzt nicht überbewerten. Aber die Körpersprache hat mir eben nicht gefallen“, sagte Slavko Pustoslemsek. Diese war auch in der Verteidigung nicht dem Anlass entsprechend. Als die Gäste dann auf eine offensivere Abwehr umstellten, war es schon zu spät. Sie ließen die Köpfe hängen und gaben dieses Spiel verloren. Tim Baumgart und die Handballer des VfL Waiblingen, viele von ihnen mit Schmidener Vergangenheit, bejubelten den Sieg und die Tabellenführung in der Württemberg-Liga. „Dieser Start sollte uns einen Push geben für die nächsten Aufgaben“, sagte Tim Baumgart.

Als das Spiel schon entschieden war und die Schmidener Männer ihren Bewegungsdrang fast gänzlich einstellten, trafen die siegreichen Waiblinger Handballer ein paar Mal auch aus der eigenen Spielhälfte ins leere Gehäuse. Selbst der Tormann Yannick Seeger, früher ebenfalls schon beim TSV Schmiden, trug sich jetzt in die Torschützenliste ein. An eine solide Verteidigung dachten zu diesem Zeitpunkt längst nur noch die Teilnehmer der Kampfsportgruppe; oben, im kleinen Raum in der Waiblinger Rundsporthalle.

TSV Schmiden: Dürr, Maximilian Baldreich – Fischer (8/3), Lehmkühler (4), Acker (3), Klenk (3), Fesser (2), Kolotuschkin (2), Fabian Baldreich (1), Crone (1), Freyhofer, Maurer, Weiß.

erstellt von Maximilian Hamm von der Fellbacher Zeitung