Die etwas andere Aufstiegsfeier

  06.05.2020    TSV Schmiden Handball Männer Männer 1
Nach der Entscheidung des Bundesgerichts darf sich die Mannschaft des TSV Schmiden um den Sportlichen Leiter Sebastian Stump und den Trainer Slavko Pustoslemsek – wohl endgültig – über den Sprung in die Baden-Württemberg-Oberliga freuen.

Gleich nach dem Heimsieg feierten die Handballer des TSV Schmiden noch auf dem Feld den Aufstieg in die Baden-Württemberg-Oberliga. Mit Gesangseinlagen, Meistershirts und Getränkeduschen. Das war vor fast genau fünf Jahren nach dem dritten Sprung (2007, 2010, 2015) in die vierthöchste deutsche Spielklasse. Entscheidenden Anteil am Aufstieg hatte damals das Trainerduo Tim Baumgart und Maik Hammelmann. In diesem Jahr sind die Schmidener Handballer erneut in die Baden-Württemberg-Oberliga aufgestiegen. Das steht nach dem Urteil des Bundesgerichts des Deutschen Handball-Bunds (DHB) vom vergangenen Donnerstag fest. Doch die Aufstiegsfeier war aufgrund der Coronavirus-Pandemie und des langwierigen Rechtsstreits eine andere: Der Sportliche Leiter Sebastian Stump und der Trainer Slavko Pustoslemsek trafen sich nach der Entscheidung mit einigen Spielern des Teams zu einer Videokonferenz. „Das war eine schöne Nachricht, wir können es jetzt kaum erwarten, die neue Aufgabe anzugehen“, sagt Slavko Pustoslemsek.

Die gute Nachricht für den TSV Schmiden ist aber auch eine schlechte Nachricht für die Verantwortlichen des VfL Waiblingen, die mit ihrer Revision gegen das vorangegangene Urteil des Verbandsgerichts gescheitert sind. Ihnen stehen jetzt noch zivilrechtliche Schritte zur Verfügung. „Wir halten uns diese Möglichkeit offen“, sagt Frank Ader aus dem Vorstand des VfL Waiblingen. Bereits jetzt hat er ein Gnadengesuch beim Handballverband Württemberg (HVW) eingereicht, weil er sich aufgrund der Entscheidungen im Laufe der Saison benachteiligt fühlt. Die Aussichten sind wohl eher gering.

Eine gewisse Ironie bezieht diese Geschichte aus dem Fakt, dass aufseiten der Waiblinger in Tim Baumgart (Trainer) und Maik Hammelmann (Sportlicher Leiter) nun auch zwei ehemalige Akteure des TSV Schmiden den Aufstieg verpasst haben. Anders als noch vor fünf Jahren, als Tim Baumgart und Maik Hammelmann in Schmiden gemeinsam die Beförderung in die Baden-Württemberg-Oberliga gefeiert hatten; gemeinsam auch mit Sebastian Stump, damals noch Spieler im erfolgreichen TSV-Verbund.

Ein kurzer Rückblick in diesem Rechtsstreit: Am 15. September des vergangenen Jahres gewannen die Handballer des TSV Schmiden ihr Heimspiel in der Württemberg-Liga Nord gegen die Gäste aus Waiblingen mit 26:24. Die Unterlegenen legten Protest gegen die Wertung ein und bekamen im Dezember vom Verbands-Sportgericht recht. Das Hinspiel wurde annulliert, das Wiederholungsspiel gewann der Verbund des VfL Waiblingen am 14. Februar mit 26:22. Doch die Schmidener Handball-Verantwortlichen um den Abteilungsleiter Wolfgang Bürkle hatten noch am Ende des vergangenen Jahres Berufung eingelegt gegen das Urteil. Am 3. April folgte das Verbandsgericht deren Ausführungen und kippte die Entscheidung des Verbands-Sportgerichts. Dagegen wiederum haben die Waiblinger Vordenker ein Revisionsverfahren eingereicht. Das Bundesgericht des DHB um den Vorsitzenden Hans-Jörg Korte hat nun diese Revision zurückgewiesen. Das Urteil ist sportgerichtlich unanfechtbar. „Nach Überzeugung des Gerichts ist kein spielentscheidender Regelverstoß vorhanden“, sagt Horst Flum, der Vorsitzende des Rechtsausschusses des HVW, und erklärt damit das Urteil.

Die Beteiligten haben nicht allzu lange warten müssen auf diese Entscheidung; nur zehn Tage nach dem Revisionsantrag bekamen sie Bescheid. Noch rechtzeitig vor dem 15. Mai, an dem die  Mannschaftsmeldungen auf Verbandsebene spätestens eingereicht werden müssen. Die Schmidener Handballer treffen nun also in der nächsten Saison auch wieder auf den Stadtnachbarn SV Fellbach, der aufgrund des Saisonabbruchs und der Saisonwertung auch als Tabellenletzter noch einmal in der Baden-Württemberg-Oberliga antreten darf. Und sie treffen nach Lage der Dinge auch auf die weiteren Aufsteiger TSV Heiningen (Württemberg-Liga Süd), TSV Birkenau (Badenliga) und TuS   Steißlingen (Südbadenliga).

„Wir haben Vertrauen in unsere Mannschaft und sind optimistisch, dass wir den Ligaverbleib schaffen können“, sagt Slavko Pustoslemsek. In diesem Fall soll es in rund einem Jahr wieder eine etwas andere Feier geben in Schmiden – gemeinsam in der Halle, nicht nur am Bildschirm.

erstellt von Maximilian Hamm von der Fellbacher Zeitung