Derby im Zeichen der Trauer

  24.03.2023    Handball Männer Männer 1
Wenn die Handballer des TV Oeffingen am Samstag, 20 Uhr, auf den Stadtnachbarn TSV Schmiden treffen, ist der Tod von Rolf Brack, Vater des TVOe-Trainers Benjamin Brack, das bestimmende Thema.

Gleich nach dem 33:33-Unentschieden beim TSV Zizishausen am vergangenen Samstag – allerspätestens dann – gab es für die Handballer des TV Oeffingen nur ein Thema: das anstehende Stadtderby in der Württemberg-Liga gegen den befreundeten Nachbarn TSV Schmiden. Die Freude war immens, schließlich hatten Spieler und Fans noch die Bilder vom Hinspiel vor Augen. Damals verloren die Gäste aus Oeffingen zwar mit 30:36, doch für die berauschende Stimmung in der Halle mit mehr als 700 Zuschauern waren sie hauptverantwortlich. Die Vorfreude auf das Rückspiel am Samstagabend, 20 Uhr, fand am Dienstag jedoch ein jähes Ende, als der plötzliche Tod von Rolf Brack bekannt wurde.

Rolf Brack war nicht nur Handball-Professor, wie er anerkennend genannt wurde, er war zuvorderst Familienvater. Sein Sohn Benjamin Brack, 39, leitet die Oeffinger Mannschaft seit Sommer 2021 an, hat mit ihr gleich den Aufstieg geschafft. Sein älterer Sohn Daniel Brack, 42, ist Trainer beim Drittligisten VfL Pfullingen und wechselt zur nächsten Saison zum HC Oppenweiler/Backnang. „Die gesamte Mannschaft, die Fans, wir sind alle geschockt“, sagt Christoph Keller, der Abteilungsleiter des TV Oeffingen.

Der Tod von Rolf Brack hat selbstverständlich Auswirkungen auf das Nachbarschaftstreffen am Samstag. Der frühere Bundesligacoach war des Öfteren in der Oeffinger Sporthalle, hat in Abwesenheit seines Sohnes auch Trainingseinheiten geleitet. Er verfolgte den Oeffinger Weg ganz genau. Benjamin Brack tauschte sich regelmäßig mit seinem Vater aus, nahm die Tipps dankend an. In dieser Woche hat der verletzte Spielmacher Philipp Hohmann die Übungseinheiten geleitet. Ob Benjamin Brack am Samstag an der Seitenlinie stehen wird, ist unklar. Die Mannschaft hat sich im Zeichen der Trauer für eine Schweigeminute vor dem Treffen mit den Gästen aus Schmiden entschieden. „Und dann wollen wir dieses Spiel für unseren Trainer gewinnen. Sein Vater hätte es so gewollt“, sagt Sebastian Bürkle, der ehemalige Spieler des TSV Schmiden, der in dieser Saison der treffsicherste Werfer der Oeffinger Handballer ist.

Auch die Verantwortlichen des TSV Schmiden haben die Nachricht bestürzt aufgenommen. „Die Stimmung im Derby wird sehr getrübt sein“, sagt Christian Müller, der das Traineramt nach der Trennung von Hagen Trostel bis zum Saisonende bekleidet. Christian Müller ist auch Jugendleiter des HSC Schmiden/Oeffingen und stellt somit ein Verbindungsglied zwischen den beiden benachbarten Vereinen dar.

Vom Ligakonkurrenten SV Fellbach kommt ebenfalls Anteilnahme. Der Spielertrainer Andreas Blodig war an der Universität Stuttgart wissenschaftlicher Mitarbeiter von Rolf Brack, kannte ihn also gut. Die SVF-Handballer, zuletzt im Abwärtstrend, empfangen am Samstag, 20 Uhr, in der Zeppelinhalle die Gäste von der HSG Albstadt.

Auch in der Oeffinger Sporthalle steht ein Heimspiel an, bei dem allerdings der sportliche Stellenwert ein anderer sein wird als zunächst geplant. Für die Gastgeber geht es um den Ligaverbleib, aber es geht für sie auch darum, mit der Situation würdig umzugehen. „Wir waren erst geschockt, nachdenklich, aber nun sagen wir: Jetzt erst recht! Unser Trainer hat uns signalisiert, dass sein Vater nicht gewollt hätte, dass etwas anders läuft als gewohnt“, sagt Sebastian Bürkle vor dem Saisonhöhepunkt. „Wir wollen die große Bühne nutzen, um ein freundschaftliches Derby in würdigem Rahmen zu absolvieren“, sagt Sven Zeidler, der Abteilungsleiter des TSV Schmiden.

erstellt von Maximilian Hamm von der Fellbacher Zeitung