Das verpasste Bruderduell
Finn Klein saß am vergangenen Samstagabend in der neutralen Zone. Er hätte auch bei den Fans seines Vereins HSG Konstanz sitzen können oder inmitten der Anhänger des TSV Schmiden, für den sein Bruder Lino Klein auf dem Feld stand. Nach dem Spiel gratulierte er dem Sieger, der mit den Schmidener Handballern das Spitzenspiel in der Oberliga gegen die zweite Vertretung aus Konstanz mit 31:27 gewonnen hatte. Lino Klein, 19, steuerte zwei Treffer zum Erfolg des Tabellenführers bei.
Gern wäre auch Finn Klein, 22, auf dem Feld gestanden, doch er hat „den Ball an den Nagel gehängt“, wie seine Mutter Susanne Widmann-Klein, Athletiktrainerin in Schmiden, sagt. Vielmehr hat er aufhören müssen. Aus gesundheitlichen Gründen. Nach drei Kreuzbandrissen ging es einfach nicht mehr weiter. Angefangen hatte seine Laufbahn als Jugendlicher beim HSC Schmiden/Oeffingen. In der C-Jugend ging er zur SV Remshalden, bei der er gemeinsam mit Lasse Siebel oder auch Joshua Scheiner, heute beide im Kader des TSV Schmiden, auflief. Es folgte der Wechsel zum TV Bittenfeld, mit dessen Team er das Viertelfinale der deutschen Meisterschaften erreichte. Verletzungen warfen ihn immer wieder zurück. Zuletzt zog es ihn studienbedingt nach Konstanz (Sportwissenschaften), wo er bei der HSG anheuerte. Dort ist er heute noch aktiv, allerdings nur als Trainer der B-Jugendlichen des Vereins.
Auch Lino Klein hat beim HSC Schmiden/Oeffingen angefangen, und auch er trug in der Jugend schon das Trikot des TV Bittenfeld. Doch in der A-Jugend kehrte er zum HSC zurück und spielte dort im Team um den Trainer Richard Babjak, der ihn auch heute bei den Männern des TSV Schmiden anleitet. „Lino ist ein sehr talentierter Handballer, der sich super entwickelt hat. Er ist ein Spieler, den jeder Trainer gern in der Mannschaft hat. Er gibt auch im Training immer alles“, sagt Richard Babjak. Aufgrund seiner guten Leistungen wird er auch von höherklassigen Vereinen beobachtet.
Finn und Lino sind nicht die einzigen Söhne von Susanne Widmann-Klein und Arthur Klein. Nick ist der Dritte und Älteste im Bunde. Der 25-jährige stand in der vergangenen Saison noch im Kader des TV Oeffingen, dann zog es ihn nach Köln, wo er Sportjournalismus studiert. Erst kürzlich war das Trio wieder vereint. Finn und Lino besuchten ihren älteren Bruder in dessen Wohnort.
Am vergangenen Wochenende jedoch versammelte die Handballfamilie sich in Oeffingen. Finn Klein reiste mit dem Mannschaftsbus der HSG Konstanz an, und auch einige seiner ehemaligen Teamgefährten übernachteten im Hause Klein. „Früher gab es viele Rangeleien, aber unser Verhältnis ist sehr gut“, sagt Lino Klein über seinen älteren Bruder Finn. Gern hätten die beiden sich am vergangenen Samstag zum Kräftemessen auf dem Feld gegenübergestanden. Doch es kam anders. Und so trafen sie sich nach dem Heimsieg des TSV Schmiden eben in der neutralen Zone der Schmidener Sporthalle zum Plausch unter Brüdern.
erstellt von Maximilian Hamm von der Fellbacher Zeitung