Auf dem Feld ist die rote Wand zu löchrig

  14.11.2022    TSV Schmiden Handball Männer Männer 1
Die Handballer des TSV Schmiden um den vierfachen Torschützen Lasse Siebel gewinnen das Stadtderby in der Württemberg-Liga gegen den Nachbarn TV Oeffingen mit 36:30. Für die außergewöhnliche Stimmung sind die Gästefans unter den 700 Zuschauern hauptverantwortlich.

Die Fans des TV Oeffingen haben den Wettstreit um die bessere Stimmung in der Sporthalle in Schmiden gewonnen. Doch dafür gab es auch am Freitagabend keine Punkte. Auf dem Feld setzten die gastgebenden Handballer des TSV Schmiden sich in diesem Stadtderby in der Württemberg-Liga vor den rund 700 Zuschauern mit 36:30 (16:14) durch. Es war eine außergewöhnliche Begegnung der benachbarten Vereine, die in Freundschaft verbunden sind.

Um den Stellenwert dieses Spiels besser einschätzen zu können, lohnt ein Blick auf das Geschehen vor und nach den 60 Minuten Handball. Bereits am frühen Freitagabend hatten Oeffinger Anhänger sich vor der heimischen Sporthalle getroffen und waren nach einem Umtrunk, ganz in Rot gekleidet, zur Sportstätte in Schmiden gelaufen. Nach dem Spiel standen eben diese Fans auf der Tribüne und feierten ihre Mannschaft lautstark mit Sprechgesängen – trotz der zuvor erlittenen Niederlage. „Ohne Oeffingen wär’ hier gar nichts los“ oder auch „Heimspiel in Schmiden“ skandierten sie. Die Spieler genossen diese Atmosphäre, auch wenn sie sichtlich enttäuscht waren. „Es hat Spaß gemacht, genau für solche Momente spiele ich Handball“, sagte Sebastian Bürkle, der früher jahrelang das Trikot des TSV Schmiden getragen hatte, stellvertretend für sein Oeffinger Team. Der Rückraumspieler war mit zehn Treffern der erfolgreichste Werfer der Gäste. Das Spektakel kam auch bei den Gastgebern gut an. „Hut ab vor den Oeffinger Fans“, sagte Hagen Trostel, der siegreiche Trainer des TSV Schmiden.

Auf dem Spielfeld dagegen konnten die Handballer des TV Oeffingen nur bis zur Pause und dem Stand von 14:16 mit dem Gegner mithalten. Von Beginn der zweiten Spielhälfte an waren sie gut acht Minuten ohne Torerfolg geblieben und gerieten in der Folge mit 14:22 in Rückstand. Das war bereits frühzeitig die Entscheidung in diesem Stadtderby. „Torwartleistung und Konterspiel haben den Unterschied gemacht“, sagte Benjamin Brack, der Trainer des TV Oeffingen, der dies bereits vorab geahnt hatte. Trotz der Enttäuschung über das Ergebnis war auch er begeistert von der positiven Stimmung in der proppenvollen Schmidener Sporthalle: „Das war ein Handballfest. Das war Werbung für den Handballsport in der Region.“

Die Gastgeber waren speziell über die Außenbahnen erfolgreich. Auf der rechten Seite fiel Lasse Siebel – vor der roten Wand Oeffinger Fans – mit vier Treffern auf, von links kommend markierte der flinke Läufer Leonard Gühne gar zehn Treffer und war damit der beste Werfer des TSV Schmiden, dessen Team in Magnus Riegel einen sicheren Rückhalt zwischen den Pfosten hatte. Auch am Kreis waren die Schmidener Akteure im Vorteil, hier gelangen Din Kandic sechs Tore. „Wir haben auch am Anfang Chancen herausgespielt, uns aber nicht oft genug belohnt und Abwehrfehler gemacht. In der zweiten Hälfte haben wir klarer gespielt“, sagte Hagen Trostel, der mit seiner Mannschaft nach deren Abstieg aus der Baden-Württemberg-Oberliga nun in der Spitzengruppe der Württemberg-Liga steht.

Die Handballer des TVOe dagegen, gerade erst aus der Verbandsliga aufgestiegen, werden weiterhin um den Ligaverbleib kämpfen. „Wir müssen auf absolutem Topniveau spielen, um mithalten zu können. Aber wir machen zu viele technische Fehler. Und Zahlen lügen im Handball nicht“, sagte Benjamin Brack. An der Unterstützung von der Tribüne lag es nicht, dass die Mannschaft bei diesem freundschaftlichen Nachbarschaftstreffen unterlegen war. Nur auf dem Feld war die rote (Abwehr-) Wand zu löchrig.

Auch Simon Bauer, der eigentlich mit seinem charismatischen Auftreten auf dem Feld für eine zusätzliche Motivation verantwortlich ist, feuerte die Seinen an. Verletzungsbedingt allerdings nur von außen. Wie auch Jakob Jungwirth und Lars Claren, die ebenfalls nicht mitspielen konnten. Und auch das gehört zur Geschichte dieses Stadtderbys: Die Ausfälle auf Schlüsselpositionen beim Aufsteiger wiegen schwer. Dennoch war auch dessen Abteilungsleiter Christoph Keller, der im Mai 2016 beim Sprung von der Bezirksliga in die Landesliga noch als Spieler dabei gewesen war, am Freitag nach dem Spiel glücklich: „Das war ein tolles Erlebnis für alle. Und es war für uns die Belohnung für die Arbeit der vergangenen Jahre.“

TSV Schmiden: Riegel, Dürr – Gühne (10), Fischer (6), Kandic (6), Siebel (4), Feirabend (4/2), Grimm (2), Krauß (1), Leyh (1), Mack (1), Maurer (1), König, Müller.

TV Oeffingen: Schreiner, Wersch – Bürkle (10/4), Hohmann (7), Lang (4), Bohl (2), Zoller (2), Dunz (1), Langenfeld (1), Maier (1), Robin Paul (1), Treiber (1), Manuel Paul, Saur.

erstellt von Maximilian Hamm von der Fellbacher Zeitung